Sachverst3

Dipl. Ing. FH  Richard Geiger freier Architekt
von der HWK für Schwaben öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für das
Maurer-, Beton- und Stahlbeton, Kälte-, Wärme- und Schallschutzisoliererhandwerk

mail: rg@arch-geiger.de

Schäden an Sockelputzen

Schäden an Sockelputzen nehmen deutlich zu, seit wegen der leichten Baustoffe und Perimeterdämmungen €žandere Sockelputze als €žfrüher verwendet werden müssen. Der €žgute alte Sockelputz aus Zementmörtel kann auf Leichtziegelmauerwerk bzw. Perimeterdämmungen wegen der sehr hohen  Rissgefahr nicht mehr verwendet werden. Deshalb bietet die Putzindustrie €žSockelleichtputze an.

Dies hat in den letzten Jahren zu Putzschäden wie

Abplatzungen

  • Ausblühungen

geführt.

Erläuterungen an einem Beispiel:

Der Sockelputz zeigt Abplatzungen und wolkenartige Verfleckungen im Putz.  An der  Kellerumfassung, welche vom Sockelputz überdeckt wird, ist eine  Perimeterdämmung aufgebracht. Dieser Sockelputzbereich wurde zusätzlich  mit Putzgewebe aus Kunststoff bewehrt. Die betroffenen und geschädigten  Sockelbereiche sind direkt am Asphalt bzw. Plattenbelag der  Gehwege der West- und Südseite angeschlossen.

Die Putzarbeiten wurden im Jahr 2000 und die Anarbeitung der Gehwege im Jahr 2001 ausgeführt.

 Foto 1 Wand Westseite, mit deutlichen Ausblühungen (blau durch ursprünglichen Anstrich bzw. Putzfarbe), Abplatzungen

 

Foto 2 Feuchtigkeit im Sockelputz

Foto 3 Detail Putzschäden Westen

Foto 4 Detail Schaden

 Ursache der Putzschäden

Die Putzschäden sind in erster Linie durch Feuchtigkeit entstanden,  Bodenfeuchtigkeit wird durch sogenannte €žPutzbrücken in den Putz  eingetragen. Insbesondere bei den modernen leichteren Sockelputzen wird  Feuchtigkeit leichter als bei herkömmlichen Putzen kapillar vom  berührenden Erdreich nach oben transportiert. Dadurch entstehen  derartige Schadensbilder.

Nach der DIN 18195 Bauwerksabdichtung Teil 4 aus 83 genügte es, dass der Sockelbereich mit "ausreichend wasserabweisenden Bauteilen" ausgeführt wird. Durch den Einbau von Perimeterdämmungen und Verwendung leichter Baustoffe war es nicht mehr möglich, den Sockel mit €žhartem  Zementmörtel (Mörtelgruppe III) zu verputzen. Dies hatte zu  umfangreichen Rissen geführt, deshalb hat die Putzindustrie €žLeichtsockelputze entwickelt. Diese Leichtsockelputze waren wesentlich weniger anfällig  zu Rissbildung auf leichten Baustoffen bzw. Perimeterdämmungen, da sie  weicher sind. Die Putze sollen ausreichend wasserabweisend sein, d.h.  einen

w-Wert <= 0,5

und einen

sd  - Wert <= 2,0

und

w * sd  <= 0,2 sein (DIN 18550 Teil 1).

Mit der Überarbeitung der DIN 18195 (Ausgabe August 2000) wurde auch der  Teil 4 (Bauwerksabdichtungen gegen Bodenfeuchte ect.) überarbeitet. Hier unter Pkt. 6.1.3 die Abdichtung nach 6.1.1 (Anmerkung:  vertikale Dichtung) muss bis zum Fundamentabsatz reichen und so an die  waagrechte Abdichtung nach 6.1.2 (Anmerkung: horizontal Abdichtung z.B.  der Erdgeschossumfassung) herangeführt oder mit ihr verklebt werden,  dass keine Feuchtigkeitsbrücken, insbesondere im Bereich von Putzflächen entstehen können (Putzbrücken).

 Der Bezug auf die Putzbrücken bedeutet, dass unter das Erdreich geführte  Putzflächen abzudichten sind. Detaillierter wurde der Punkt nun in der  Richtlinie Fassadensockelputz Aussenanlage aus dem Jahre 2002 vom Fachverband der Stuckateure und Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (Baden-Württemberg) beschrieben. Hier wird ganz deutlich auch auf die Verantwortung der Planung hingewiesen

 Verschuldung der Mängel

 Die Ausführung der Putzarbeiten wurde zu einem Zeitpunkt durchgeführt, zu  dem auch die Norm DIN 18195 gerade neu herausgebracht wurde. Die  vorstehend zitierte Richtlinie aus dem Jahr 2002 wurde also später als  die Putzarbeiten bzw. die Asphaltarbeiten herausgegeben.

Neue Richtlinien werden immer dann herausgegeben, wenn es zu Schäden  gekommen ist. So ist es auch hier, neue Wandbaustoffe erfordern andere  Putze und flankierende Massnahmen.

 Inwieweit der vorhandene Sockelputz die erforderlichen Eigenschaften eines  wasserabweisenden Putzsystems erfüllt, müsste durch Untersuchungen  geklärt werden (Hinweis Foto 2).

Zusammenfassung

Die vorgefundenen Schäden im Sockelputzbereich haben in den letzten Jahren  stark zugenommen. Dies wurde inzwischen auch in den Normungen und  Richtlinien berücksichtigt.

Die nach heutigem Stand der Technik notwendige Abdichtung des Sockelputzes  im Bereich erdberührender Flächen einschliesslich Anbringen einer  Noppenbahn, wird erst in jüngster Zeit eigens "gefordert", nachdem  entsprechende Schäden aufgetreten sind. Nach dem heutigen Stand der  Technik liegt hier eindeutig ein Planungs- und ein Ausführungsfehler  vor.

Inwieweit dem beteiligten Architekt ein Planungsfehler vorzuwerfen ist, stellt  eine Rechtsfrage dar. Ebenso stellt es eine Rechtsfrage dar, inwieweit  die beteiligten Firmen Bedenken gegen diese Ausführung hätten anmelden  müssen. Derartige Schäden wurden zum Zeitpunkt der Ausführung bereits  veröffentlicht z. B. im deutschen Architektenblatt 5/2000.

WDVS_Sockel

Foto 5 Beispiel Mangel am Sockel durch fehlende Abdichtung bei WDVS, siehe vorstehendes Detail

Aus IRB Thies Bauschadensammlung Band 13 als Beispiel bei WDVS

Sinngemäss gilt dies auch bei Putzen nach DIN 18195

Aus diesem Grund sehe ich hierzu eine erhebliche Verantwortung der Planer.  Andererseits ist die Frage noch offen, inwieweit der Putz den  Anforderungen €žwasserabweisende entspricht.

Die zusätzliche Abdichtung des Sockelputzes ect. stellt im übrigen keine  Nebenleistung dar, diese Arbeiten sind eigens zu beauftragen und zu  bezahlen.

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