Sachverst3

Dipl. Ing. FH  Richard Geiger freier Architekt
von der HWK für Schwaben öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für das
Maurer-, Beton- und Stahlbeton, Kälte-, Wärme- und Schallschutzisoliererhandwerk

mail: rg@arch-geiger.de

Außenputz - Schäden durch Feuchtigkeit

erläutert an einem Beispiel

Schadensbild:

Nach Bezug des Wohnhauses zeigte sich am Fenster im Dachspitz Feuchtigkeit  innen rechts unterhalb des Fenstersimses. Der Giebel ist gegen Südwesten gedreht, d. h. eine äussere Leibung ist gegen die Hauptwetterrichtung  gedreht. Das Mauerwerk besteht aus Porenziegel, verputzt. Der Außenputz  (Grundputz) besteht aus "Leichtputz", welcher nach Herstellerangabe  "wasserabweisend" (DIN 18 550 Teil 1 4.2.2.2.2) eingestellt sein sollte. Der Oberputz wurde als "Scheibenputz", ca. 0- 2 mm Körnung hergestellt. Der Oberputz ist werkseitig gefärbt und erhielt an der Baustelle einen  "Ausgleichanstrich" auf mineralischer Basis. Die Fenster haben aussen eine Alufensterbank mit aufgesteckten Endstücken aus Kunststoff. 

Nach 3 Jahren löste sich im Bereich der Fensterbleche (immer links von aussen gesehen = Westrichtung) der Putz. Dies geschah auch an  Anschlussstellen, welche stärker der Feuchtigkeit ausgesetzt sind.


Feuchtigkeit Giebelfenster innen


abplatzender Putz Fensterblech links

Aus DIN 4108- Teil 3

4.2 Beanspruchungsgruppen

Die Beanspruchung von Gebäuden oder von einzelnen Gebäudeteilen durch  Schlagregen wird durch die Beanspruchungsgruppen I, II oder III  definiert. Bei der Wahl der Beanspruchungsgruppe sind die regionalen  klimatischen Bedingungen (Regen, Wind), die örtliche Lage und die  Gebäudeart zu berücksichtigen. Die Beanspruchungsgruppe ist daher im  Einzelfall festzulegen. Hierzu dienen folgende Hinweise:

Beanspruchungsgruppe I

Geringe Schlagregenbeanspruchung:
Im allgemeinen Gebiete mit Jahresniederschlagsmengen unter 600 mm sowie  besonders windgeschützte Lagen auch in Gebieten mit grösseren  Niederschlagsmengen.

Beanspruchungsgruppe II
Mittlere Schlagregenbeanspruchung:
Im allgemeinen Gebiete mit Jahresniederschlagsmengen von 600 bis 800 mm  sowie windgeschützte Lagen auch in Gebieten mit grösseren  Niederschlagsmengen. Hochhäuser und Häuser in exponierter Lage in  Gebieten, die auf Grund der regionalen Regen- und Windverhältnisse einer geringen Schlagregenbeanspruchung zuzuordnen wären.

Beanspruchungsgruppe III
Starke Schlagregenbeanspruchung:
Im allgemeinen Gebiete mit Jahresniederschlagsmengen über 800 mm sowie  windreiche Gebiete auch mit geringeren Niederschlagsmengen (z. B.  Küstengebiete, Mittel- und Hochgebirgslagen, Alpenvorland). Hochhäuser  und Häuser in exponierter Lage in Gebieten, die auf Grund der regionalen Regen- und Windverhältnisse einer mittleren Schlagregenbeanspruchung  zuzuordnen wären.


Auszug aus DIN 18550 Teil 1Putz

 

Zusammenhang sd  -Wert und w-Wert übersichtlich dargestellt nach Dr. Ing. Künzel

Der Wasseraufnahmekoeffizient kann annähernd genau auch mit Prüfröhrchen  nach Prof. Karsten ermittelt werden. Der Wasseraufnahmekoeffizient  beschreibt entsprechend dem Wurzel -t Gesetz (t1/2 ) die Wasseraufnahme des Materials.

Wassermenge = w * t1/2  bezogen auf kg/m².

Nach DIN 4.2.2.2.2 bedeutet dies, dass ein wasserabweisender Putz in einer Stunde max. 0,5 kg Wasser pro m² aufnehmen darf.

 
Karstenröhrchen am Oberputz befestigt


Karstenröhrchen am Grundputz befestigt, dort wo Oberputz abgefallen ist

In der Zeit von 1 Stunde wurden die Röhrchen abgelesen, wobei das Röhrchen auf dem Grundputz 2 mal nachgefüllt werden musste. Durch die Bauart des Röhrchen entsprechen die abgelesenen ml den kg/m² Wassermenge.

Oberputz mit Ausgleichs - Anstrich:

nach 5 Min.   0,3 ml Wasser

nach 9 Min.   0,4 ml
nach 37 Min.   0,5 ml
nach 41 Min.   0,6 ml
nach 57 Min.   0,6 ml

Grundputz:
nach 40 Sek.  1 ml
nach 3 Min.  2 ml
nach 6 Min.  3 ml
nach 11 Min. 4 ml
nach 17 Min. 5 ml
nach 23 Min. 6 ml
nach 30 Min. 7 ml
nach 37 Min. 8 ml
nach 42 Min. 9 ml
nach 50 Min. 10 ml
nach 57 Min. 11 ml

Aus vorstehenden Aufzeichnungen erkennt man deutlich, dass der  werksgemischte Grundputz in keinster Weise den Anforderungen eines  wasserabweisenden Putzes entspricht. Der werksgemischte Oberputz  einschl. Anstrich hält die Forderungen einigermassen ein. Da der  Grundputz stark saugend ist, lässt sich auch die geringe Haftung des  Oberputzes erklären. Der Oberputz ist beim Auftragen "verdurstet", den  zusätzlichen Belastungen der Westseite hielt der Oberputz nicht mehr  stand, er löste sich "fladenweise". 

An den Fensterblechen drang Wasser über die Fensterbleche ein, was auf  nachstehendem Foto  dargestelltem ist. Nur durch leichtes schräg halten  des bewässerten Bleches läuft sofort Wasser aus dem Anschluss Kunststoff Endstück und Alublech.


Wasserprobe Fensterblech

Empfehlung:
Verbannen Sie die Fensterbleche mit Kunststoff - Endstücken von Ihren Baustellen! Nach meinen Erfahrungen halten solche Konstruktionen exponiert  bewitterte Fassadenbereiche nicht aus.

Ein weiterer intressanter Schaden am Putz innen durch Wassereintrag über den Rollladenkasten:

Situation
Westfassade frei gegen Westen (keine Bebauung)
Feuchtigkeitsschäden innen im Bereich Auflager Rollladenkasten
Erste Vermutung Wassereintritt über Risse im Bereich der Auflager des Rollladenkastens, NAchbesserungen erfolgten, keine Verbesserung

Rolladenk1

Feuchtigkeit Bereich Rollladenkasten

rollladen2

Nachgebesserter Riss Auflager Rollladenkasten

rollladen3

Wasser (und Marienkäfer) im Rollladenkasten

Die Feuchtigkeit innen trat immer bei starkem regen in Verbindung mit starken Winden auf.

Das Wasser ist über den Schlitz des Rollladenauslasses in den KAsten gelangt.

Mängelbeseitigung

An der unteren Rollladenschiene wurde eine Bürste angebracht, die den Wassereintrieb verhindert.

Fortsetzung folgt.

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