Sachverst3

Dipl. Ing. FH  Richard Geiger freier Architekt
von der HWK für Schwaben öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für das
Maurer-, Beton- und Stahlbeton, Kälte-, Wärme- und Schallschutzisoliererhandwerk

mail: rg@arch-geiger.de

"Schimmelpilz" auf Wänden

Baumangel oder Nutzerbedingt?

 

Hier das 1. Beispiel > falsches Lüften!

Bei Schimmelpilz in Gebäuden wird immer wieder gestritten ob es sich in der Ursache um Baumängel (Wärmebrücken) oder um falsches Nutzerverhalten  handelt.

Wärmebrücken lassen sich kaum völlig vermeiden >Beispiel Raumecken; geometrisch bedingte Wärmebrücke.

Die Ursachenfindung ist oftmals problematisch, da bei Ortsterminen das  Raumklima vorher durch "kräftiges Lüften" und "Aufheizen" nicht dem  "normalen Lüftungsverhalten" entspricht.

Eichler teilt die relative Luftfeuchtigkeit wie folgt ein:

 

Stockflecken im Eck, Hier EG- Wohnung

Um genaue Aufschlüsse über das "Lüftungsverhalten" der Bewohner zu erhalten, sind Langzeitmessungen zu empfehlen. Erfahrungsgemäss stellt sich dann das gewohnte  "Lüftungsverhalten" nach einer gewissen Zeit (oft bereits nach einer  Woche) wieder ein.

Es ist dabei sinnvoll, neben der relativen Feuchte und der Raumtemperatur  auch die Oberflächentemperatur einer mit Schimmel befallenen Stelle und  die Aussentemperatur zu messen.

Messungen sind natürlich nur in der kalten Jahreszeit sinnvoll.

Wie aus vorstehenden Messkurven erkennbar, liegt die relative Luftfeuchte  teils über 80 %. Zu Beginn der Aufzeichnungen war die Raumtemperatur bei rd. 20 °C (relative Luftfeuchte bei rd. 70 %). Danach änderte sich  das Nutzerverhalten wieder, es wurde nur noch bis ca. 18 °C im  Schlafzimmer aufgeheizt, die relative Luftfeuchte stieg an. Wie aus  den Kurven erkennbar, wurde bis zu 3 x am Tag gelüftet. Dieses  Lüftungsverhalten reichte jedoch nicht aus (vergl. Lüftungsempfehlungen  unten), Schimmelbildung im Schlafzimmer selbst nach 2 Jahren Benutzung  des Neubaues zu verhindern.

Im ersten Jahr trat Schimmel auch im Wohnzimmer auf, im 2. Jahr war kein Schimmel mehr feststellbar.

Eine zusätzliche Überprüfung auf Wärmebrücken stellt die Möglichkeit der  Messung der Oberflächentemperaturen dar. Dies kann durch punktuelle  Messungen der Oberflächentemperatur oder durch Thermographie erfolgen.

Nachstehend ist die "preisgünstige" punktuelle Messung dargestellt.

Bei der Auswertung der nachstehenden Messwerte war gewisse Vorsicht geboten, wie die folgenden Darlegungen zeigen:

Messpunkte

In der SW- Ecke ist u. a. Schimmel aufgetreten (siehe Foto oben).

Betrachtet man die Oberflächentemperaturen z. B. Pkt. 5 + 7 mit 18 °C so fällt die geringe Temperaturdifferenz von nur 0,2 bzw. 0,7 °C zur Raumtemperatur  auf. Die Ziegelwand hatte hier einen "super" Dämmwert. Bei einer  gemessenen Aussentemperatur von -2,5 °C, einer Raumtemperatur von 18.2  und einer Oberflächentemperatur der Wand mit 18°C ergäbe dies einen K-  Wert (U- Wert) von
0,1 W/m²*K.

Erklärung: Es wurde vor dem Ortstermin kräftig gelüftet und mindestens mehrere  Stunden vorher der Heizkörper aufgedreht. Die Wandoberfläche war "gut"  aufgeheizt.

Daraus erkennt man die Wichtigkeit der Langzeitmessung. Merke, es wird immer manipuliert, was menschlich und verständlich ist.

Nachstehend Psychrometertafel aus Feuchtigkeit in Gebäuden von Oxley + Gobert.

Auszug aus Ziegelforum, Mauerwerkstage 2000.

Zusammenfassung:

  • Wärmebrücken sind nicht völlig vermeidbar, liegt die Oberflächentemperatur oberhalb  der Taupunkttemperatur, tritt kein Kondenswasser und somit kein Schimmel auf.
  • Die relative Luftfeuchte sollte zwischen 50 - max. 60 % liegen.
  • Richtiges, kontrolliertes Lüften und Heizen ist insbesondere bei Neubauten in den ersten Jahren unabdingbar
  • Bei Altbauten müssen die Bewohner nach Einbau von neuen Fenstern auf anderes Lüftungsverhalten "umgewöhnt" werden.

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